Zirkusszenen aus dem Alltag (2005)

2. Ausstellung Galerie Wassermühle in Prisser

Es ist ein eigenartiger Prozess, den ein Besucher erlebt, wenn er derzeit die Galerie „Wassermühle Prisser“ betritt. Zunächst, von der Tür aus, sieht  er eine Explosion von Farbigkeit. Dicht gedrängt hängen die Bilder von Ulrich Pietzsch an den weißen Wänden des hellen, für Ausstellungen bestens geeigneten Raums, fast wirken die Felder aus zehn und mehr Bildern wie pointilistische Wandgemälde. Dann, im Nähertreten, schält sich aus den Farbspielen der Naturalismus aus, der die Arbeiten von Pietzsch grundlegend bestimmt. Und dann, beim Blick auf die Details der Bilder, wird deutlich, dass hinter den vordergründigem Realismus des „Bildermalers“, wie der Künstle sich nennt, noch etwas ganz anderes wartet – eine Mischung aus Humor, Ironie und Unterstatement, die deutlich macht, dass Ulrich Pietzsch eines in keinem Fall ist: ein Sklave der Realität.

Im Gegenteil, er ist Souverän, zumindest in seiner Welt der Bilder. Er hat einen Standpunkt gewählt, der ihm einen empathischen Blick auf die Szenen des Alltags (anders malt er kaum) erlaubt, ohne dass diese Empathie dazu führt, dass  der Maler sich von dessen Wichtigtuereien einfangen lässt… Das Gewimmel von Farben, Formen und Figuren wirkt, als würden die Bilder Alltag in Zirkusszenen übersetzen. Pietzsch malt sie in  hintersichtiger Manier, die es ihm ermöglicht, die Realität zwar ernst, aber nicht zu ernst zu nehmen, sondern sie in einer Art lächelnder Verzerrung zugleich abzubilden wie auch zu relativieren…

tj

„Elbe – Jeetzel – Zeitung“ vom 19. Dezember 2005

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