In der DDR verpönt: Naive Malerei (1993)

Ausstellung im Altmärkischen Museum Stendal

Es ist eine Tatsache: So sehr die naive Malerei in der DDR heimlich geliebt wurde, so sehr wurde sie öffentlich klein gehalten oder unterdrückt…

Wer unvoreingenommen und begeisterungsfähig ist, kann derzeit zurück zur Natur finden. Der Maler Ulrich Pietzsch hat 40 Ölbilder im Altmärkischen Museum ausgestellt. Seine Frau Lydia schreibt über ihn: „Er liebt die Grünnatur und die Menschen, die Tiere und den Beethoven; weiß, dass all dies einmal zugrunde geht, hofft aber, dass es noch ein Weilchen dauert“…  Es entstanden Bilder, auf die Paul Eluards Spruch „was er vor Augen hatte, war Liebe; und das wird uns immer wie ein Wunder erscheinen“ zutrifft… Die für Stendaler Verhältnisse seltene Gelegenheit sollte man nutzen, in einer Kunstausstellung die Reinheit auch des eigenen Herzens wieder zu entdecken. Schildbürger, Dompteure, Weihnachtsclowns, Schützen – Kings und eierlegende Hähne geben sich ein Stelldichein, und man kann nahezu kostenlos in die Kindheit zurückgelangen.

Und die Kunsterzieher und die elterlichen Erzieher? Diese können gar manch Versäumtes nachholen, falls sie nicht am Ende aller Erkenntnis angelangt sind.

Hermann Reuter

„Volkstimme“ vom 31. Juli 1993

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